Eine Erfolgsgeschichte!

Aktive im Runden Tisch gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis

Nach Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes und des erweiterten Polizeigesetzes NRW hat sich im November 2002 der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis konstituiert. Fachkräfte, die mit Betroffenen von häuslicher Gewalt arbeiten, schufen sich damit ein gemeinsames Arbeits- und Informationsforum.

In der ersten Arbeitsphase wurden folgende Ziele vereinbart:

  • Ächtung von Gewalt und Verbesserung des Schutzes bei häuslicher Gewalt
  • Etablierung verlässlicher Hilfestrukturen im gesamten Rhein-Sieg-Kreis
  • Entwicklung von Standards für die Vernetzungsarbeit zum Abbau häuslicher Gewalt

Die Einrichtungen stellten einander Inhalte und Rahmenbedingungen der Arbeit im Bereich häuslicher Gewalt vor. Bei Austausch und Fortbildung ging es vor allem um Hintergrundwissen zur Situation der Opfer.

Für Betroffene wurde die viersprachige Broschüre „Information Häusliche Gewalt“ herausgegeben. Bei Interesse senden wir Ihnen gerne die Broschüre zu. Bitte per Mail anfordern.

2004

Im Jahr 2004 war „Häusliche Gewalt und Gesundheit“ das Schwerpunktthema des Runden Tisches.

Es wurden durchgeführt

  • Informationsveranstaltungen für Ärztinnen und Ärzte
    „Häusliche Gewalt als ärztliches Problem in Klinik und Praxis“
  • Fachtagung für Fachkräfte, die mit Opfern häuslicher Gewalt arbeiten
    „Posttraumatische Belastungsstörungen und die Folgen für die
    Gesundheit“„Gesprächsführung unter Berücksichtigung der besonderen
    Ausgangssituation von Frauen, die Opfer von Gewalt wurden“

Als Arbeitshilfe für Ärztinnen und Ärzte wurde ein Leitfaden zur Dokumentation der Verletzungen herausgegeben.

Ein weiteres Projekt war ein Notfallkärtchen, das Betroffene über Hilfemöglichkeiten informiert. Die Plakataktion in Bussen und Bahnen der Region „Ich bin nur die Treppe runtergefallen“ wendete sich an Betroffene und Öffentlichkeit.

Zur Vertiefung von Arbeitsschwerpunkten bildete der Runde Tisch 2004 Arbeitsgruppen zu folgenden Themen:
AG 1: Polizeieinsätze – Intervention bei häuslicher Gewalt – Entwicklung von Standards
AG 2: Unterstützungsangebote für Frauen und Kinder – Bestandsaufnahme
AG 3: Auswirkungen von Hartz IV auf die Situation der Opfer von häuslicher Gewalt.
AG 4: Schutz und Hilfe für Opfer häuslicher Gewalt – Möglichkeiten der Jugendhilfe und Kooperation (seit 2006)

2005

2005 war Zwangsheirat ein Themenschwerpunkt.

Es wurden Fortbildungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Jugendarbeit, für Fachkräfte aus Schulsozialarbeit und Jugendhilfe sowie für Lehrkräfte angeboten. Beispielhaft wurde an einer Hauptschule ein Präventionsprojekt durchgeführt.

Die Fortbildungen für Ärztinnen und Ärzte wurden fortgesetzt zu folgenden Themen:

  • Rechtliche Grundlagen medizinischer Untersuchungen bei Delikten gegen sexuelle Selbstbestimmung
  • Umgang mit akut traumatisierten Opfern sexualisierter Gewalt
  • rechtsmedizinische Untersuchung und Asservierung von Spuren bei Delikten gegen sexuelle Selbstbestimmung
  • Dynamik von Gewaltbeziehungen, - Formen, Folgen und Dynamik der häuslichen Gewalt

Die Website www.kidsinfo-gewalt.de, ein Hilfsangebot für Kinder, wurde 2005 für die Region Bonn/Rhein-Sieg eingerichtet.

Für die Beratung von Migrantinnen wurde eine Informationsdatei „Hilfen für Migrantinnen im Rhein-Sieg-Kreis“ erarbeitet. Sie enthält Informationen über regionale fremdsprachliche Angebote von Ärzten und Ärztinnen, Dolmetschern und Dolmetscherinnen, Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen, Rechtsanwälten und Rechtsanwältinnen, Beratungsstellen und sozialen Einrichtungen.

2006

In 2006 war die Situation der Kinder bei elterlicher Partnerschaftsgewalt ein Schwerpunkt der Arbeit des Runden Tisches.

Die Fachkräfte setzten sich in einer Arbeitssitzung mit der Zusammenarbeit von Polizei, Frauenberatung und Jugendhilfe unter Berücksichtigung der Situation der betroffenen Kinder auseinander. Es wurde die Arbeitsgruppe „Schutz und Hilfe für Opfer häuslicher Gewalt“ eingerichtet. Sie entwickelte in Anlehnung an das Gladbecker Modell beispielhaft für eine Kommune im Rhein-Sieg-Kreis ein Modellprojekt für die regionale Kooperation, wenn minderjährige Kinder betroffen sind. Angestrebt ist die Übertragung auf andere Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis.

Die schwedische Soziologin Dr. Maria Eriksson stellte im Fachvortrag „Sichtbares oder unsichtbares Kind? Professionelle Ansätze in der Arbeit mit Kindern gewalttätiger Väter“ ihre Forschungsergebnisse vor.

Zur Problematik Zwangsheirat wurde die Arbeit fortgesetzt durch Entwicklung eines Informationsfaltblattes für Fachkräfte, die mit von Zwangsheirat Bedrohten arbeiten. Außerdem fanden weitere Fortbildungen für Fachkräfte und Präventionsveranstaltungen in Hauptschulen statt.

2007

Im Jahr 2007 richtete der Runde Tisch den Blick insbesondere auf die Täterarbeit und weiterhin auf die Situation der Kinder im Spannungsfeld häuslicher Gewalt.

Zur Arbeit mit Tätern wurden zwei Fachveranstaltungen für Fachkräfte durchgeführt:

  • „Gewalttätige Männer ändern (sich)?“; Referentin: Ute Rösemann
  • „Lieber gewalttätig als unmännlich… - der lange Irrweg auf der Suche nach der Männlichkeit!“ Referent: Jürgen Krabbe.

Im Vortrag „Häusliche Gewalt und ihre Auswirkungen auf Kinder – Ein Thema im Spannungsfeld der Aufgaben und Perspektiven unterschiedlicher Professionen“ machte die Sozialwissenschaftlerin Professorin Dr. Barbara Kavemann deutlich, dass Mädchen und Jungen in Familien, in denen die Mutter vom Vater misshandelt wird oder Gewalt zwischen den Eltern stattfindet, von dieser Gewalt auf vielfältige Weise betroffen sind. Sie erleben die Misshandlungen mit, was als eine Form der Gewalt gegen das Kind und damit als Kindeswohlgefährdung zu betrachten ist, sie erleiden direkte Gewalt und sie tragen alle Konsequenzen mit, wie z.B. mit den Müttern auf die Flucht gehen und bei Polizeieinsätzen anwesend sein.

Unter dem Titel „Häusliche Gewalt: Das Kind im Blick“ referierte die Diplom Psychologin Jessica Kuehn-Velten zur Kindeswohlgefährdung bei häuslicher Gewalt. Sie zeigte erforderliche Maßnahmen zum Schutz der Kinder auf und setzte sich dabei insbesondere mit der Frage auseinander, wie das Kind auch in der akuten Krisen- und Gefährdungssituation im Blick bleibt.

Im Rahmen des Modellprojekt Kidsinfo Gewalt entwickelte die Sozialpädagogin Andrea Sommer eine Unterrichtseinheit zu häuslicher Gewalt für Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klasse. Der Präventionsunterricht hat zum Ziel, Kinder über häusliche Gewalt zu informieren, sie zu stärken und zu ermutigen, sich Hilfe zu holen.

  • Was ist häusliche Gewalt?
  • Was kann ich tun, wenn ich häusliche Gewalt erlebe (zuhause oder im Umfeld)?
  • Wie und wo kann ich Hilfe finden?

Die Schülerinnen und Schüler werden in die Website www.kidsinfo-gewalt.de, die 2005 für die Region Bonn/Rhein-Sieg eingerichtet wurde, eingeführt. Der Film „Kennst du das auch?“ vom Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt (BIG e.V.) dient als Grundlage für den Austausch in der Gesprächsrunde. Das Modellprojekt wurde von Andrea Sommer an acht Schulen im Rhein-Sieg-Kreis durchgeführt.

2008

In 2008 setzte sich der Runde Tisch vor allem mit der Frage auseinander, wie der Schutz von Kindern in akuten Situationen häuslicher Gewalt in das fachliche Handeln der beteiligten Einrichtungen und Institutionen mehr einbezogen werden kann.

In einer Arbeitssitzung des Runden Tisches wurde das Konzept der „Fachstelle für Kinderschutz und Koordination von Hilfen“(KuK) beim Jugendamt Frankfurt von der Leiterin und Dipl. Psychologin Dr. Katharina Maucher vorgestellt. Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus diesem Projekt sollten bei der Entwicklung eines Interventionskonzeptes zum Schutz von Kindern bei häuslicher Gewalt berücksichtigt werden.

Darauf aufbauend fand ein Workshop statt „Gefährdung des Kindeswohl durch häusliche Gewalt – Gespräch mit dem Kind“, den Dr. Maucher durchführte.

Im Fachvortrag „Interdisziplinäre Kooperation“ stellte Prof. Dr. Kavemann neue Forschungsergebnisse zu Kooperation und Vernetzung am Beispiel der Interventionsprojekte und Runden Tische vor, sowie neue Ergebnisse empirischer Forschung zu Gewalt im Geschlechterverhältnis. Ebenso wurden gesellschaftliche Strategien gegen häusliche Gewalt und ihre Relevanz für Institutionen wie Polizei, Justiz, soziale Arbeit/Jugendhilfe und Schule diskutiert.

In einer interdisziplinären Arbeitsgruppe des Runden Tisches, die seit 2006 arbeitet, wurdenStandards der Arbeit des Jugendamtes für das Verfahren nach polizeilichen Einsätzen bei häuslicher Gewalt und mit Verweisung aus der Wohnung und Rückkehrverbot entwickelt, die in den meisten Jugendämtern des Rhein-Sieg-Kreises angewandt werden.

Im Vortrag „Häusliche Gewalt und ihre Auswirkungen auf die Kinder“ richtete Prof. Dr. Kavemann den Blick besonders auf die Kooperation der Fachkräfte und Institutionen. Sie stellte Modelle der Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Frauenhäusern, Frauenberatungsstellen, Einrichtungen für Täter und der Justiz vor, die in der Praxis entwickelt wurden, und die die schwierige Situationen der Kinder im Schnittfeld mehrerer Gewaltformen einbeziehen.

2009

2009 konzentrierte sich der Runde Tisch weiterhin auf die praktische Umsetzung der Erkenntnisse aus den Fachvorträgen zum Schutz der Kinder bei elterlicher Partnerschaftsgewalt und auf die Schulung der Fachkräfte zur Krisenintervention bei häuslicher Gewalt.

Aufgrund der großen Nachfrage wurden 2009 zwei weitere Workshops „Gefährdung des Kindeswohls durch häusliche Gewalt – Gespräch mit dem Kind“ mit der Referentin Dr. Katharina Maucher durchgeführt.

Der Workshop „… und plötzlich fachlich handeln müssen. Krisenintervention bei häuslicher Gewalt. Das erste Gespräch mit einer hilfesuchenden Frau“ vermittelte durch Information und Gruppenarbeit Kompetenzen für ein hilfreiches und Orientierung bietendes erstes Gespräch mit einer betroffenen Frau.

Präventionsarbeit mit Schülerinnen und Schülern war Thema des Fachtages „Häusliche Gewalt und ihre Auswirkungen auf Kinder – Ansätze für die Prävention in der Schule“. Die Referentin Prof. Dr. Barbara Kavemann beschrieb die Lebenssituation der betroffenen Kinder und vermittelte die Ziele und Inhalte von Präventionsprojekten an Schulen. Die Dipl. Sozialpädagogin Andrea Sommer vertiefte in ihrem Vortrag die Frage, wie häusliche Gewalt ein Thema für Kinder und für den Unterricht sein kann. Sie stellte die von ihr erarbeitete Informationsmappe für Schulen „Kinder stärken bei elterlicher Partnerschaftsgewalt – Häusliche Gewalt, ein Thema für den Unterricht“ vor.

Der Runde Tisch machte mit der „Wäscheleinen-Aktion“ auf dem Siegburger Marktplatz auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen aufmerksam. Die Wäscheleinen waren mit T-Shirts bestückt, die von Frauen, die Gewalt erfahren haben, gestaltete wurden. Unterschiedliche Farben standen für die unterschiedlichen Formen der Gewalt. Die Betroffenheit der Passanten war groß.

2010

In 2010 setzte sich der Runde Tisch schwerpunktmäßig mit dem Thema Risiken und Folgen der Trennung bei häuslicher Gewalt auseinander.

Die Fachveranstaltung Trennung bei häuslicher Gewalt - Risiken und Folgen - Familien- und sozialrechtliche Aspekte beleuchtete das Armutsrisiko als Folge einer Trennung bei häuslicher Gewalt. Die Fachanwältin für Familienrecht Irmela Amelung zeigte in ihrem Vortrag auf, wie häusliche Gewalt in der gerichtlichen Auseinandersetzung um Sorge- und Unterhaltsregelungen fortgesetzt wird. Sie machte deutlich, dass bei häuslicher Gewalt ein abgeändertes Verfahrens erforderlich ist (Leitfaden des Familiengerichtes München). Bei Trennung nach häuslicher Gewalt ist das Risiko der Armut besonders groß, da Unterhaltsfragen mit gewalttätigen Männern schwer geregelt werden können. Zu den sozialrechtlichen Folgen referierte Prof. Dr. Jur. Julia Zinsmeister von der Fachhochschule Köln. Sie zeigte auf, dass bei einem Großteil der Alleinerziehenden Unterhaltsleistungen und/oder Erwerbseinkommen das Existenzminimum nicht decken, und welche spezifischen Faktoren bei Trennung in Folge häuslicher Gewalt vom Sozialleistungsträger zu berücksichtigen sind.

Aufgrund der hohen Nachfrage wurde der Workshop „… und plötzlich fachlich handeln müssen! – Krisenintervention bei häuslicher Gewalt. Das erste Gespräch mit einer Hilfe suchenden Frau nochmals angeboten.

Das Trauma der Gewalt und seine Folgen. Was brauchen Geschädigte und ihre Helferinnen und Helfer, um das „Unerträgliche“ tragen zu können? Was hilft?! Was wird gebraucht? Nach einem einführenden Vortrag wurde in einem praxisnahen Workshop das eigene Gefordert-Sein als Helferin und Helfer in den Blick genommen. Konkrete Hilfen für den Umgang mit Gewaltopfern wurden aufgezeigt.

In den Sitzungen des Runden Tisch wurde ein Bedarf an Sachinformationen und hilfreichen Kontaktadressen für Frauen in der Trennungssituation deutlich. Fachkräfte aus der Frauenberatung entwickelten daraufhin einen praxisnahen Informationsflyer „Trennung. Ein erhöhtes Risiko für Gewalt. Hilfen für Frauen im Rhein-Sieg-Kreis“

Zur praxisnahen Unterstützung von Lehrkräften beim Thema „Häusliche Gewalt“ wurde der zweiteilige Fachvortrag zur Prävention in der Schule angeboten:
Teil 1 „Kinder stärken bei elterlicher Partnerschaftsgewalt. Häusliche Gewalt. Ein Thema für den Unterricht“, Vorstellung der Arbeitsmappe für die Präventionsarbeit in der Schule, Andrea Sommer, Sozialpädagogin und Gestalttherapeutin
Teil 2 „Warnsignale häuslicher Gewalt erkennen und handeln“, Vorstellung der Präventionsmaterialien „Warnsignale“, Birgitta Rennefeld, Dipl. Pädagogin, Psycho- und Traumatherapeutin
Die Vermittlung der Arbeitsmaterialien und die Übungen zur praktischen Umsetzung fanden bei den Lehrkräften großen Anklang.

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen veranstaltete der Runde Tisch eine Spendensammelaktion zugunsten der Frauenberatungsstellen und des Frauenhauses in freier Trägerschaft im Rhein-Sieg-Kreis. Hierzu wurden an zwei Standorten rote Schirme mit der Aufschrift “Wir lassen Frauen nicht im Regen stehen“ gegen 5 Euro verkauft.

Die Schirme waren von der Stiftung eines Geldinstitutes gesponsert worden.

2011

Im Jahr 2011 wurde dem weiteren Bedarf der beteiligten Einrichtungen und Institutionen an Fortbildungen zu Krisenintervention und Traumaberatung entsprochen.

Die Workshops „… und plötzlich fachlich handeln müssen. Krisenintervention bei häuslicher Gewalt“ und „Das Trauma der Gewalt und seine Folgen“ wurden erneut angeboten.

Das Thema des Infoflyers aufgreifend fand die Fachtagung Trennung bei häuslicher Gewalt – Risiken, Folgen, Handlungsmöglichkeiten statt. Die Referentin Justine Glaz-Ocik, Dipl. Psychologin, erläuterte das Risiko der Eskalation und stellte Warnsignale, Gefahrendiagnose und Verhaltensberatung von Betroffenen dar. Prof. Dr. Ludwig Salgo informierte über Trennung bei häuslicher Gewalt und Kindeswohl – Möglichkeiten und Grenzen familiengerichtlicher und jugendhilferechtlicher Interventionen.

Die Mitglieder des Runden Tisches äußerten ein Defizit an Informationen über die unterschiedlichen kulturellen Grundlagen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Kenntnisse über unterschiedliche Lebensweisen und Verhaltensregeln stellen eine wichtige Grundlage für eine differenzierte und effektive Beratung und Vermittlung von Hilfen dar. Die Referentin Rabeya Müller, deutsche Islamwissenschaftlerin, muslimische Theologin und Religionspädagogin, stellte im Rahmen der Fachtagung: „Beratung in Trennungssituationen – Alleinerziehende mit Zuwanderungsgeschichte" die spezifischen Hintergründe dar.

Zum internationalen Tag der Gewalt an Frauen wurde die Ausstellung der Frauenberatungsstelle Neuss „und ich tanze durch die Nacht“ an drei verschiedenen Orten im Rhein-Sieg-Kreis gezeigt. Die Kuratorin der Ausstellung Ursula Habrich , Mitarbeiterin in der Frauenberatungsstelle Neuss, erläuterte in ihrem Vortrag: „Die Dynamik einer Gewaltbeziehung“ die Auswirkungen und Folgen von Gewalt in der Partnerschaft

2012

Der Leitfaden zur Kooperation der Stadt Gladbeck und der Frauenberatungsstelle Gladbeck wurde in einer Fachveranstaltung "Kindeswohlgefährdung als Folge häuslicher Gewalt - „Gladbecker Interventionsprojekt- G.I.P." vorgestellt und die Umsetzungsmöglichkeiten auf die Region beleuchtet. Hervorgehoben wurde die Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe,  Polizei und Frauenberatungsstellen. Die Frage - wie das Kindeswohl sicher zu stellen ist, wurde intensiv diskutiert. Ebenso das Thema des begleitenden Umgangs und welche Standards zur Sicherstellung des Kindeswohls zu setzen sind.

Trennung bei häuslicher Gewalt – ein Armutsrisiko für Frauen und Kinder - bei dieser Fachveranstaltung am 07.11.12 für die Mitglieder des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt und weitere Interessierte referierten Professorin Dr. Julia Zinsmeister, Veronika Kendzia und Doris Hinterkeuser. Zunächst wurde die besondere Situation von Opfern häuslicher Gewalt beschrieben und die Frage - warum sich Frauen nicht einfach von Gewalttätern trennen - beleuchtet.Warum das Opfer sich mit dem Täter identifiziert - das “Stockholmsyndrom“ -  wurde intensiv bearbeitet.  Ebenso wurden die Folgen der häuslichen Trennung für die Kinder thematisiert. Konkret wurden die Schritte zur Anmietung einer neuen Wohnung beschrieben. Dies verdeutlicht, welche hohen Anforderungen an das Opfer / die Mutter in der Zeit der Trennung gestellt werden. Automatisch wurde deutlich, warum die konkrete örtliche Zusammenarbeit im Netzwerk wichtig ist. Denn eine gut strukturierte Zusammenarbeit erleichtert es dem Opfer häuslicher Gewalt die erforderlichen Schritte zu gehen.

Auswege aus der Gewalt in muslimischen Familien. Sind in diesem Kontext besondere Hilfen notwendig, wie stehen Helfende dazu? Die Fachveranstaltung fand am 20.11.2012 für die Mitglieder des Runden Tisches, die Jugendhilfe und Beratungsstellen statt. Referentin war die Rechtsanwältin aus Berlin, Frau Seyran Ates. Frau Ates stellte u.a. das Projekt Heroes e.V. vor.

2013

Ausdruck für die gute Kooperation am Runden Tisch gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis sind die alljährlich stattfindenden gemeinsam durchgeführten Aktionen anlässlich des Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. 2013 war dies die Ausstellung „Lebenswirklichkeiten! Ein Frauenhaus gibt Einblicke; Drei Perspektiven - 22 Gesichter ergänzend zeigen Frauenberatungsstellen andere Wege aus der Gewalt“, die in Alfter und Lohmar gezeigt wurde.

Die Fachveranstaltung "Wahrnehmen, verstehen, unterstützen – Lebenssituation von und häusliche Gewalt gegen Mädchen und Frauen mit Behinderung und chronische Erkrankung" fand am 03.12.2013 für die Mitglieder des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis statt. Die Referentin Viktoria Nicole Przytulla machte deutlich, was die gesellschaftlichen Bilder von Menschen mit Behinderung sowie Sozialisation von Mädchen, Frauen mit Behinderung und chronischer Erkrankung ausmacht. Vorgestellt wurden die Ergebnisse der ersten repräsentativen deutschen Studie „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Behinderungen in Deutschlandunter besonderer Berücksichtigung häuslicher Gewalt. Praktische Beispiele veranschaulichten das Ganze. 

2014

Die Teilnehmenden der Fachveranstaltung "Gefährdungseinschätzung – eine komplexe Aufgabe für 2014" mit Kornelia Krieger erhieltenin 16 Unterrichtseinheiten an 2 Tagen Grundkenntnisse über:

  • Definition von Hochrisiko
  • Risikokategorien und Risikofaktoren
  • Instrumente zur Gefährdungseinschätzung
  • Nutzung einer Checkliste zur Gefährdungseinschätzung
  • Zusammenarbeit in multi-institutionellen Gremien bei Hochrisikofällen
  • Sicherheitsplanung mit hochgefährdeten Opfern

  Die Teilnehmenden übten:

  • Anwendung eines Einschätzungsinstruments
  • Umgang mit einer Checkliste anhand von Fallbeispielen
  • Erste Schritte zu einer systematischen Risikoeinschätzung
  • Absprache und Zusammenarbeit mit anderen Institutionen

Der Workshop „… und plötzlich fachlich handeln müssen. Krisenintervention bei häuslicher Gewalt“ wird seit Jahren erfolgreich durchgeführt.

Da es im Organisationsteam des Runden Tisches einige personelle Wechsel gegeben hat und die Vorkenntnisse in Hinblick auf Moderationen unterschiedlich sind, konnten in einer gemeinsamen Fortbildung zum Thema „Moderationstechniken“ Wege zu einer erfolgreichen Moderation des Runden Tischs gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis gefunden werden.

Das Miterleben häuslicher Gewalt ist inzwischen als bedeutsamer Risikofaktor für eine gesunde Entwicklung von Mädchen und Jungen eindeutig belegt, erst recht, wenn es sich ständig wiederholt. Häusliche Gewalt geht nahezu immer einher mit einem extremen Stresserleben, dass nicht spurenlos an Kindern vorüber geht und  traumatisierend wirken kann. Es kann eine Vielzahl von Symptomen entstehen, die einem gesunden Alltagsleben erheblich im Wege steht.Deshalb wurde der Workshop: Partizipation von Mädchen und Jungen im Kontext häuslicher Gewalt angeboten. Der Workshop durch die Referentin  Birgit Klüber, Diplom-Sozialarbeiterin, richtete sich an Mitarbeitenden der Jugendämter und Beratungsstellen, die im Kontext häuslicher Gewalt mit Kindern arbeiten.

2015

Projekt: Internationale Broschüre „Häusliche Gewalt“ — Neugestaltung, inhaltliche Aktualisierung und Erweiterung der 2003 vom Runden Tisch gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis herausgegebenen mehrsprachigen Informationsbroschüre für Betroffene „Information – Häusliche Gewalt“. Die Broschüre wurde für die Information und Beratung von Flüchtlingsfrauen um die Übersetzung in Arabisch und in Französisch ergänzt.

Der Workshop "Formen und Folgen von häuslicher Gewalt – Trennungsbarrieren" wurde erfolgreich angeboten. 

Am 21.10.2015 fand die Fortbildung "Häusliche Gewalt – Hinter den Kulissen; Möglichkeiten und Grenzen in der Täterarbeit" für Fachkräfte der am Runden Tisch vertretenen Einrichtungen und Institutionen statt. Vorgestellt wurde das Täterprogramm des InterventionsZentrum gegen Häusliche Gewalt Südpfalz. Der Referent Roland Hertel hat langjährig im Täterprogramm mit gearbeitet und die Bundesstandards Täterarbeit mit entwickelt.  Ziel der Fortbildung war, dieses spezifische Fachwissen und die praktischen Erfahrungen sowohl für die Beratung von Gefährdern als auch von Geschädigten, für die Gefährdungseinschätzung und für Empfehlungen und Entscheidungen zum Umgangs- und Sorgerecht nutzbar zu machen.

Die Rechtsanwältin Martina Lörsch referierte zur rechtlichen Situation von Flüchtlingsfrauen und Migrantinnen und stellte die besondere ausländerrechtliche Situation von Flüchtlingsfrauen und Migrantinnen dar, wenn deren Status vom Status des Mannes abhängig und in der Beratung eine räumliche Trennung Thema ist. Schwerpunkte lagen bei den Voraussetzungen für die Erlangung eines eigenständigen Aufenthaltsrechts und bei den Nebenbestimmungen der Aufenthaltsgestattung während eines Asylverfahrens, wie z.B. der Verpflichtung in einer Aufnahmeeinrichtung oder Gemeinschaftsunterkunft zu wohnen.

Zum Thema "Trauma und Traumafolgestörungen nach häuslicher Gewalt" referierte Frau Dr. med. Wiebke Pape. Sie erläuterte in ihrem Vortrag, dass der Umgang mit Gewaltopfern und Patientinnen, die in einer gewalttätigen Beziehung leben, von Beratern und Beraterinnen viel Geduld und eine Haltung, die Empathie mit professioneller Distanz verbindet, fordert. Dies umfasse die Toleranz für die oft widersprüchlichen Verhaltensweisen der Gewaltopfer, ebenso wie die Bereitschaft auf Seiten der Berater, im Sinne der Psychohygiene für sich und das eigene Wohlbefinden zu sorgen, um so sekundärer Traumatisierung und Burnout vorzubeugen.


2016

Die Broschüre "Häusliche Gewalt" wurde viersprachig gedruckt (französisch, englisch, türkisch und arabisch) neben der separierten deutschsprachigen Broschüre.


  

2017

Es wurden in 2017 folgende Fortbildungen für die Mitglieder des Runden Tisches angeboten: 

„Formen und Folgen von häuslicher Gewalt – Trennungsbarrieren“  Dabei sollten die Teilnehmenden durch Informationen und Gruppenarbeit für die Trennungsbarrieren sensibilisiert werden. Referentinnen waren Michiko Park und Alexandra Fausten vom Frauenhaus Troisdorf. 

Frau Dr. rer. nat. Dipl.-Psychologin Heike Küken-Beckmann vom Institut für Rechtspsychologie Rhein-Main referierte über „Beziehungsstalking nach Trennung und häuslicher Gewalt“. 

Im Workshop zum Thema „Interkulturelle Kompetenzen“ hat Frau Jacqueline Michal vom Frauenzentrum Bad Honnef mit den Teilnehmenden Wissen und Fähigkeiten auf den Ebenen der interkulturellen Kompetenzen erarbeitet, die durch praktische Übungen ergänzt wurden.

 In einem weiteren Workshop  „…und plötzlich fachlich handeln müssen.“, der sich an Berufsbetreuerinnen richtete,  vermittelte Frau Veronika Kendzia, Dipl-Sozialarbeiterin und Traumafachberaterin die Möglichkeiten, erste Anzeichen von Gewalt zu erkennen, ein qualifiziertes Erstgespräch führen zu können und bei Bedarf qualifiziert weitervermitteln zu können. 

Außerdem fand ein interaktiver Vortrag „Digitale Gewalt“ statt: Frau Dr. Christina Münk vom Frauenzentrum Bad Honnef stellte verschiedene Formen digitaler Gewalt und digitaler Straftaten vor und zeigte Möglichkeiten bezüglich Prävention, Selbstschutz und rechtlicher Schritte auf.

Das Seminar  „Liebe ist…-Warnsignale“ richtete sich an Fachkräfte aus dem pädagogischen/psychosozialen Feld, die mit Jugendlichen und/oder jungen Erwachsenen arbeiten und erprobte mit diesen unterschiedliche Seminareinheiten für  Präventionsseminare bzw. vermittelte ein praxisbezogenes Konzept zum o.g. Thema. Referentin war Gabriele van Stephaudt von der Frauenberatungsstelle Beckum. 

Am 29.11.2017 fand der Fachtag  „Die Rolle der Frau in nahöstlichen Gesellschaften“ statt, an dem die Professorin Dr. Christine Schirrmacher,Islamwissenschaftlerin über Familienwerte in nahöstlichen Gesellschaften und Gewalterfahrungen von Frauen und Kindern in nahöstlichen Gesellschaften referierte. Diese Veranstaltung richtete sich sowohl an Fachkräfte, die im Kontext häuslicher Gewalt arbeiten, wie auch an Haupt- und Ehrenamtliche in der Flüchtlingsberatung und –begleitung.

2018

Es wurden in 2018 folgende Fortbildungen für die Mitglieder des Runden Tisches angeboten:  

Die Workshops „Formen und Folgen von häuslicher Gewalt – Trennungsbarrieren“  und „… und plötzlich fachlich handeln müssen“ Krisenintervention bei häuslicher Gewalt wurden wieder angeboten und wie in den Vorjahren bei verschiedenen Fachkräften, wie Berufsbetreuer*innen, rege genutzt.

Im Workshop: "Selbstfürsorge in helfenden Berufen im Kontext häuslicher Gewalt"  ging es um das Gelingen einer selbstfürsorglichen Haltung im Arbeitsalltag. Die Referentin Christine Hütten, Mitarbeiterin im Frauenzentrum Bad Honnef, behandelte Fragen zu Überforderung, Belastung, Angrenzung und gab hilfreiche Techniken zur praktischen Selbstfürsorge weiter.

Auch fand eine zweitägige Schulung statt: "Umgangsregelungen im Kontext häuslicher Gewalt" mit der Referentin Susanne Prinz, Bundesarbeitsgemeinschaft Begleiteter Umgang. Inhaltlich ging es hier insbesondere um das Kindeswohl und die Problematik um Umgangskonflikte im Kontext zu häuslicher Gewalt. Die Fortbildung richtete sich an Fachkräfte aus Jugendämtern und Beratungsstellen, aber auch Personen der Rechtspflege (Richter, Verfahrensbeistände, Umgangspfleger).

Es referierte Rosa Logar, ExpertInnengruppe des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (GREVIO)zur Istanbulkonvention, zu Umsetzungsschritten, Umsetzungsstrategien und ihren Erfahrungen als Mitglied der ExpertInnengruppe GREVIO. Die Veranstaltung richtete sich an Fachkräfte in der Gleichstellungsarbeit, in der Frauenhausarbeit, Beratungsstellen, Politik uvm. 

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen fand einen Aktionstag „Gemeinsam stark für Frauen“ in der Siegburger Innenstadt statt. In der Fußgängerzone wurde die Plakatausstellung „Stark für Frauen“ gezeigt, die auf die vielfältigen Facetten von  Gewalt gegen Frauen (z.B. digitale Gewalt, sexualisierte Gewalt, häusliche Gewalt usw.) aufmerksam macht. Das Netzwerk des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis hat in Verbindung mit der Ausstellung die Öffentlichkeit über die Ziele seiner Arbeit sowie über regionale Unterstützungsangebote informiert und für Sensibilisierung in der Gesellschaft und Unterstützung geworben. Daneben gab es ein Begleitprogramm; zu jeder vollen Stunde eine Aktion geplant. Es gab z.B. Auftritte einer Chorgemeinschaft, einer Poetry-Slamerin, einer Tanzgruppe, einer Trommelgruppe sowie ein Quiz zu den Themen der Plakatausstellung. Die Aktionen führten zur gewünschten Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Es wurden viele Gespräche zwischen den Netzwerkpartnern des Runden Tisches und Passanten geführt. Aufmerksamkeit erfuhr die Aktion auch dadurch, dass prominente und politische Vertreter*innen vor Ort waren und ihre Statements abgaben.

Der Runde Tisch hat eine Broschüre „Handlungsempfehlung für Fachkräfte zum Umgang mit Gewalt in engen sozialen Beziehungen im Kontext mit Geflüchteten“ herausgebracht, um Fachkräfte in der Flüchtlingsbetreuung im Falle häuslicher Gewalt zu sensibilisieren und zu unterstützen.



Darüber hinaus wurden zusätzlich Postkarten / Aufkleber entworfen und gedruckt. Diese sollen vor allem kurz und knappe sowie jederzeit abrufbare Informationen für ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung Mitarbeitende sowie Servicepersonal liefern.
























© Runder Tisch gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis – 30. Sep 2019